Samstag, 4. Oktober 2008

Meine siebte Woche in Argentinien ( 22.09. – 28.09.):

Diese Woche ging es wieder etwas ruhiger zu. Ich ging immer mit in die Praxis und half, soweit ich konnte. Inzwischen darf ich verschiedene Pasten und Füllungen zusammenmischen und eben Hand anlegen, wo Ana es brauche kann.

Am Montag war Patrick zum Mittagessen bei einer Klassenkameradin und es war ausnahmsweise mal etwas ruhiger als sonst. Auch mal angenehm. J

Am Dienstagabend schauten wir zusammen einen Film an. Vitus. Der war lustigerweise auf Schweizerdeutsch. Und da ich hier mit so einigen Schweizern zu tun habe, ist es für mich inzwischen kein Problem mehr Schweizerdeutsch zu verstehen.

Am Mittwoch regnete es wieder. Und da es hier nicht für alle Dorfbewohner so einfach ist, sich auf den dann aufgeweichten und matschigen Erdwegen fortzubewegen, kamen ungefähr nur die hälfe der angemeldeten Patienten. Auch wenn es schön Wetter ist, ist immer die Frage, ob alle kommen. Denn hier sind Termine beim Zahnarzt sehr unwichtig. Und wenn es etwas zum arbeiten gibt, kommt man eben nicht in die Praxis. Sehr gute Kunden rufen vorher an oder schreiben eine SMS, dass sie nicht kommen, so dass man jemand anderem bescheid geben kann. Aber die meisten melden sich überhaupt nicht ab. Manche schreiben dann auch am Abend noch eine SMS, dass sie heute nicht kommen konnten... Aber dann ist es sowieso zu spät. Und mit der Pünktlichkeit haben die Argentinier es auch nicht so. Viele kommen bis zu einer halben Stunde später und meinen es wäre jetzt trotzdem noch genügend Zeit, was leider nur sehr selten so ist. Mit dem bezahlen ist es im Übrigen auch nicht besser. Viele bezahlen ihre Schulden erst nach mehreren Jahren ab. Andere (die wenigsten!) bezahlen direkt nach der Behandlung. Und viele bezahlen einfach gar nicht und lassen sich auch nicht wieder blicken. Schon ein kleiner Unterschied im Gegensatz zu Europa!

Am Donnerstag war (mal wieder) ein Feiertag. Da Argentinier im allgemeinen sehr faule Leute sind, gibt es hier allerhand Feiertage. Es gibt den Lehrertag, an dem alle Lehrer frei haben, und somit die Schüle auch. Und es gibt den Schülertag, an dem dann logischer Weise auch die Lehrer frei haben. Dann gibt es den Tag von Ruiz de Montoya (heute) an dem alle frei haben. Und so gibt es für jeden Beruf und jedes Dorf einen eigenen Feiertag...

Heute trafen wir uns noch mal bei Barbara, da ja niemand zur Arbeit musste. Und da wir noch so einige Ideen hatten, damit auch die Ruderer in ihren Booten etwas zu tun haben, bastelten wir noch so einiges. Am Mittag rief Hildi mich an und lud mich zu einem Ausritt ein. Ich freute mich natürlich und ging mit. Wir waren zu dritt. Hildi, eine Freundin von ihr und ich. Und wir ritten eine laaange Runde. Schritt, Trab und natürlich auch Galopp. Und das ganze „wetsren“ und nicht „englisch“. Aber ich da ich doch schon so einige Male auf einem Pferd gesessen habe, hat alles bestens geklappt. Auch hier in der freien Wildbahn, was noch viel mehr Spaß macht. Da kann man so richtig lange Strecken galoppieren... Wahsinn!

Am Freitag dann drehten sich für mich die Rollen etwas um. Ich hatte einen Thermin bei Karina, der Zahnärztin und Kieferorthopädin in der Salita, da ein Teil meiner Zahnspange sich mal wieder gelockert hat. Sie hat aber alles wieder festgeklebt. Und jetzt funktioniert alles wieder wie vorher. Als ich dann auf dem Rückweg (mit dem Pickcup von Musters) an einer Polizeikontrolle angehalten wurde. Habe ich einen Zettel in die Hand bekommen, wie man sich hiuer auf der Straße zu verhalten hat. J Die meisten jüngeren Mädels und Jungs haben hier nämlich keinen Führerschein. Und da ist es schon besser, wenn die Polizei Zettel vertelt, auf denen steht, dass man zum Beispiel nachts Licht anmachen sollten und auf der rechten Straßenseite fahren sollte und nicht links, was hier schon auch mal vorkommt.

Abends nach der Praxis holte mich Arja zu sich, da es am nächsten Tag endlich mit dem Raid losgehen sollte. Ich hatte also alle meine Sachen wieder gepackt und wurde um 20.00 Uhr in der Praxis aufgelesen.

Da es hier im Dorf einen Platz gibt, die „Palza de hermandat“ auf der sich die Jugendlichen des Dorfes am Wochenende treffen. Beschlossen Noemi, Daniele, Siryl, Meike und ich heute auch einmal dort hin zu gehen. Denn heute fand dort das erste Rockkonzert von Ruiz de Montoya statt. Und das konnten wir uns je nicht entgehen lassen. Auch Noemi, die ihre Sehnen am Fuß gezerrt hat und im Moment nur mit Schiene laufen kann, kam mit. Und wir hatten einen schönen und langen Abend. Wir machten neue Bekanntschaften mit Mädels und Jungs aus dem Dorf, versuchten argentinisches Bier und lachten und schwatzen viel zusammen. Der Abend hat sich richtig gelohnt. Auch trotz dass es spät wurde und wir am nächsten Tag früh raus mussten und fit sein mussten. Denn der Raid stand vor der Tür. Und dieses Mal noch besser vorbereitet als letzte Woche.

Am Samstag morgen also war es soweit. Wir trafen uns auf der Plaza um alles Gepäck zu verstauen und einen Überblick zu bekommen. Dann wurde eine (natürlich von uns erfundene und gebastelte) Schriftrolle verlesen, damit alle wussten, dass es um eine Schatzsuche geht und wass sie zu tun haben. Die Caminantes fuhren schon etwas früher los, das sie für ihren Teil des Weges länger brauchten, als die Ruderer. Sie liefen also in zwei Gruppen nacheinander los und lösten Rätsel, sammelten Geheimbotschaften, lasen Flaschenpost und so weiter und sofort. Die Bootsfahrer, bei denen ich am ersten Tag dabei sein durfte, fuhren zusammen mit einem Lastwagen, der die (sehr alten!) Ruderboote aufgeladen hatte los. In Puerto Rico angekommen, wurden die Boote zu Wasser gelassen. Und nach schwerer Arbeit wurde erst mal gevespert. Dann mussten wir noch auf zwei andere Scouts-Gruppen warten, die auch mit gingen. Und damit uns nicht langweilig wurde, machten wir schon die ersten Probefahrten mit den nicht so 100%ig dichten Booten. Und da es wahnsinnig warm und sonnig war, machten wir gleich noch eine Wasserschlacht, bei der alle komplett nass wurden. Als dann alle bereit waren, bekam jedes Boot noch eine (auch von uns gebastelte) Kiste mit Rätseln und etwas Wegzehrung. Und dann hieß es: Rudern! Leider waren die zwei Mädels bei mir im Boot nicht so begabt... deshalb bin ich dann bis auf 20 Min. (von ca. 3 Std.) alles gerudert. Aber mit Terere und guter Unterhaltung war das kein Problem. Am Nachmittag kamen wir dann am heutigen Ziel an. Die Caminantes waren auch schon da. Jetzt mussten Zelte aufgestellt werden und Holz gesucht. Meike und ich durften während dessen die Schnitzel für die morgendliche Schnitzeljagd verteilen. Und dann richteten auch Noemi, Meike und ich unseren „Lagerplatz“ her. Wir mussten Nachtwache am Strand bei den Booten halten. Denn am Parana kommt schnell alles weg, was unbewacht rumliegt. Die Fischer können einfach alles gebrauchen. J Und eine Menge Drogenhandel gibts hier Nachts auch. Wir suchten uns also noch einige Taquarastämme zusammen, machten ein Lagerfeuer und richteten alles für die Nacht her. Dann gabs Abendessen. Eintopf überm Feuer gekocht. Leeecker! Und nachher haben wir noch Kreisspiele am Lagerfeuer gemacht. Und dann kam eine lange unruhige Nacht auf uns zu. Von uns dreien hat keiner geschlafen. Erstens fuhren ständig Boote auf dem Fluss auf und ab, zweitens wanderten immer wieder Fischer vorbei und drittens mussten wir während der Nacht den halben Bambuswald (Taquara) abholzen, damit unser Feuer nicht ausging. Sonst wäre uns nämlich seeehr kalt und nass geworden.... Aber wir brauchten ja eine Beschäftigung. J Wir haben uns also mit Geschichten, Liedern, Witzen usw. wachgehalten.

Und morgens durften wir dann den genialsten Sonnenaufgang mit ansehen! Dann musste Frühstück gemacht werden und anschließend alles zusammen gepackt werden. (Während die Kiddies die Schnitzeljagd machten.) An diesem Tag hieß es für mich dann: Schatzkarte auf dem Weg der Caminantes verstecken. Arja hat mir dabei geholfen, denn sie kennte den Weg und zu zweit ging es schneller. Wir mussten also schon vor unserer Gruppe aufbrechen, damit wir genügend Zeit zum verteilen hatten. Alles klappte gut und am späten Vormittag kamen dann alle Wanderer und Bootsfahrer gemeinsam in Mineral an. Dort wurde zum Mittagessen wieder ein leckerer Eintopf gekocht. Dieses Mal mit Reis, nicht mit Nudeln. Und dann haben alle die Schatzkarte zusammengelegt und sich auf die Suche gemacht. Da der Schatz nicht leicht versteckt war, musste eine Gruppe noch mal mit dem Boot los und ein bisschen im Schlamm wühlen, bis sie die Kiste dann gefunden haben. Alle hatten wahnsinnigen Spaß, waren aber auch schon etwas müde vom Tag vorher. Dann wurde wieder alles in verschiedenste Lastwagen uns Autos verladen und wir fuhren (dieses mal nicht im Auto sondern außen auf einem Pickcup) wieder zurück nach Ruiz de Montoya auf die Plaza, auf der dann alle verabschiedet wurden. Ich ging och mit den anderen Mädels auf die Chacra von Mariana (wo auch Arja wohnt). Da es dort eine Biletta (ein Schwimmteich) gibt nutzten wir die Chance natürlich aus und sprangen noch ins Wasser.

So ging dann auch dieses Wochenende samt Raid langsam aber sicher zu Ende.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Hanna,

mit Freude lesen wir jeden deiner Berichte. Liebe grüße von allen, ganz besonders von Oma und Opa Lindau. Uns gehts allen gut und wir verbringen ein verlängertes Wochenende (Tag der Dt. Einheit) in Schachen.

Liebe Grüße

Friedrich