Sonntag, 26. Oktober 2008

Meine elfte Woche in Argentinien (20.10. – 26.10.):

Diese Woche begann wie immer. Ich stand pünktlich um 6.00 Uhr auf, frühstückte usw... später ging es dann in die Praxis. Allerdings nur bis um 9.30 Uhr. Denn ich hatte an diesem Montag meine erste Stunde Spanischunterricht! Ich ging also zu Roberto. Er ist deutscher Abstammung, lebt aber schon immer in Argentinien. Noemi hat mir erzählt, dass sie seit einiger Zeit bei ihm Spanischunterricht nimmt. Und da ich auch so gut wie möglich Spanisch lernen will, habe ich beschlossen ebenfalls Unterricht zu nehmen. Der Unterricht macht auf jeden Fall Spaß und man lernt eine Menge. Sowohl Grammatik als auch Vokabeln, argentinische Kultur und eben alles, was man wissen sollte. Ich bin gespannt, wie große Fortschritte ich machen werde. ;) Nach dem Unterricht (1,5 – 2 Stunden) gings wieder in die Praxis und dann auch schon gleich zum Essen nach Hause. Bis jetzt blieb der Tag ohne Überraschungen. Aber als wir mittags wieder in der Praxis waren, bekamen wir unerwarteten Besuch... Ich kam gerade aus dem winzigen Nebenzimmer wieder ins Behandlungszimmer, als mich, direkt vor meinen Füßen, eine Schlange anschaute. Ich sagte Ana und der Patientin die in diesem Moment da war bescheid. Die Schlange war nicht all zu groß und „bunt“ geringelt. Eine Coral! Diese Schlangen sind hier heimisch und giftig. Zum Glück sind sie trotz allem für Menschen nicht all zu gefährlich. Sie greifen im Normalfall von sich aus nicht an, sondern versuchen abzuhauen. Zudem werden sie nicht sehr groß und haben ein nur kleines Maul. In ein Bein zu beißen ist für sie sehr schwer. Für Kinder ist sie gefährlicher... Auf jeden Fall ist Niemandem etwas passiert. Da sich aber keiner von uns traute die Schlange zu erledigen, holten wir einen Bauarbeiter von nebenan, der kurzen Prozess machte. Jetzt wurde natürlich erst mal die ganze Praxis auf den Kopf gestellt und nach einer zweiten Schlange durchsucht. (Oftmals sind Schlangen nämlich in Paaren unterwegs.) Aber heute wohl nicht... Vielleicht hatte sie einfach nur Zahnschmerzen. Trotz aller Sucherei hatte Ana immer noch Angst. Sie verteilte also Knoblauch ums ganze Haus und wir stopften Zeitungen unter alle Türen, damit wir nicht noch mal einen solchen Besuch bekommen...

Am Dienstag ging es fast normal zu. Bis auf eine (mal wieder) idiotische Aktion von Anas Nichten, die seit Februar hier sind. Monika und Meira, die eigentlich bei ihrer Mutter in Posadas gelebt haben, dann aber aus verschiedensten Gründen zu ihrem Vater in die Schweiz gezogen sind. Da er aber kein Sorgerecht hat und die Mädels nicht zu ihrer Mutter zurück wollten, gingen sie zu Verwandten. Und da Ana der Familie eine Hilfe sein wollte, erklärte sie sich bereit die beiden (15 und 17) aufzunehmen. Unter der Woche sind sie hier im Dorf im Internat und am Wochenende bei Ana bzw. Hilda (der Oma, die bei uns wohnt). Aber leider wusste Ana nicht, auf was sie sich einlässt. Die Mädels sind die allerletzten! Sie nutzen Ana und die Familie aus, wo es nur geht, wollen ständig Geld, helfen nichts, können sich nicht benehmen, streiten ständig, klauen und haben nichts im Kopf außer Jungs. Jedenfalls dauert das Gerichtsverfahren wegen dem Sorgerecht, das der Vater möchte, jetzt schon viel länger als gedacht und die Mädels werden zu einer immer größeren Last. Heute hatte eine von ihnen keine Lust ihr Praktikum im Garten zu machen, also beschloss sie auf einmal Heuschnupfen zu bekommen. Und das natürlich in unserer Mittagspause. Sie wollte dringend zum Arzt und eine Bescheinigung, dass sie nicht am Praktikum teilnehmen kann. Und das nur, weil es warm war und sie keine Lust hatte. So geht es nicht nur in der Mittagspause sondern manchmal auch mitten in der Nacht... Jedenfalls halten Ana, Harro und Hilda das nicht mehr lange aus. Was ich bestens verstehe! Naja... der restliche Tag ging dann wieder „normal“ weiter und zwar ohne Freistellung vom Praktikum.

Der Mittwoch war seehr düster. Schon am Morgen wurde es gar nicht richtig hell. Es regnete nicht, aber es hätte jeden Moment beginnen können. Und dann kurz vor der Mittagspause ging es los. Es fing schlagartig an zu schütten. Ich habe noch nie einen solchen Regen erlebt! Und dann noch das Gewitter dazu. Es wurde auf einmal stockfinster, man hörte den Regen prasseln und wenn es donnerte zitterte alles. Die Straße vor der Praxis wurde innerhalb wenigen Minuten zu einem Fluss mit rotem Schlammwasser. Wie gesagt, so was habe ich noch nie erlebt. Patienten kamen bei dem Wetter natürlich nicht mehr. Und sowieso muss man hier bei Gewitter alle elektrischen Geräte ausstecken, damit nichts passiert. Nach einiger Zeit hörte es dann schlagartig wieder auf zu regnen und zu gewittern. Und noch etwas später schien die Sonne, wie wenn nichts passiert wäre. Verrückt!!! Am Abend ging ich noch zu Barbara um die Scouts vorzubereiten. Im Colegio (der Schule und Internat), gibt es am 9.November ein Jahresfest, an dem auch die Scouts einen Stand haben und Dinge verkaufen. Und wir haben beschlossen Spiegel mit Scherben und Gips zu verzieren und diese dann zu verkaufen. Und damit wir wissen, wie genau wir das anstellen müssen, probierten wir es an diesem Abend aus. Wie immer bei Barbara wurde es wieder einmal spät...

Am Donnerstag war es aus Wettergründen mal wieder sehr ruhig in der Praxis. Deshalb tranken Ana und ich dann gemütlich Mate und schwätzten. Mittags war etwas mehr los, aber immer noch wenig. Abends gings wieder zum Sport und anschließend müde ins Bett.

Freitags war nach dem Mittagessen wieder Spanischstunde angesagt. Und da ich bis um 18.00 Uhr Unterricht hatte, nahm ich gleich alles Gepäck fürs Wochenende mit und lief danach direkt zu Arja. Zum Abendessen haben Noemi, Cyrill und ich Foccachio (oder so...) gebacken. Wegen schlechtem Wetter wurde unser wöchentlicher Plazabesuch heute gestrichen. Und stattdessen machten wir es uns im Häuschen gemütlich.

Am Samstagvormittag fuhren Arja und ich nach Puerto Rico. Wir kauften Obst und Gemüse ein, sonstige Lebensmittel, gingen zur Bank und dann kaufte Arja noch einen neuen Herd. Endlich hat sie jetzt einen schönen Herd mit Backofen! Der wurde als wir wieder zu Hause waren natürlich gleich eingebaut und ausprobiert. Gebacken haben wir noch nichts, aber Mittagessen gekocht. Funktioniert einwandfrei. ;) Mittags machten wir beide etwas Siesta und fuhren dann den alten Herd (ohne Ofen) zu Rosana. Nachmittags gabs noch leckere ganz frische Ananas und ich holte endlich mein kurze Hose bei Familie Rem ab. Die hatte ich Juliana ausgeliehen (vor drei Wochen beim Raid) und sie hatte sie immer vergessen. Jetzt hab ich sie aber endlich wieder. Abends waren Noemi und ich wieder in Backlaune. Und da es auch heute schlechtes Wetter war und wir nicht auf die Plaza gehen konnten, machten wir Pizza. Allerdings in Marianas Ofen. Anschließend schauten wir noch Filme auf dem Dachboden bis lange in die Nacht hinein.

Heute ist Sonntag und man glaubt es kaum, schon die ganze Nacht Gewittert und regnet es fürchterlich. Und da man draußen nichts unternehmen kann, schreibe ich eben meine Mails und berichte, damit ihr was zu lesen habt. J

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