Samstag, 4. Oktober 2008

Meine sechste Woche in Argentinien 15.09.08 – 21.09.08):

In dieser Woche haben Arja, Barbara, Meike, Noemi und ich uns in unserer Freizeit ausschließlich damit beschäftigt den Raid mit den Scouts, der fürs kommende Wochenende geplant war, vorzubereiten.

Am Montagabend, nachdem Ana und ich in der Praxis fertig waren, holte Arja mich ab und wir fuhren zusammen zu Barbara. Eigentlich dachten wir, dass sie sich schon ein Programm für das WE ausgedacht hat. Schließlich waren es nur noch fünf Tage bis es soweit war. Aber da haben wir uns geirrt. Es stand noch kein Programm fest. Also begannen wir uns zu überlegen was wir mit den Kiddies so anstellen könnten. Fest stand, dass eine kleine Gruppe mit einem selbstgebauten Floß auf dem Parana fahren sollten und der Rest, der nicht schwimmen konnte und keine Erlaubnis von den Eltern bekam, ging zu Fuß einen anderen Weg. Damit die Caminantes (Wanderer) nicht nur einfach so zum Ziel laufen mussten, haben wir uns für den Weg verschiedene Stationen mit Spielen ausgedacht. Sogenannte Postas. Dort fanden sie dann ein Rätsel, eine verschlüsselte Botschaft oder eine Aufgabe, die sie erledigen mussten, um herauszufinden in welche Richtung sie weitergehen mussten. Wir haben uns also an diesem Abend acht verschiedene Postas ausgedacht, die für das erste Wegstück (ca. 7 Km) des ersten Tages gedacht waren. Bis alles bis ins letzte Detail besprochen und aufgeschrieben war, war es dann auch schon 1.00 Uhr. Und da meine Gastfamilie (Muster) schon im Bett war, habe ich bei Arja übernachtet.

Am nächsten Morgen ging ich dann von Arja aus in die Praxis. Dort verlief alles normal und zum Mittagessen gings dann „nach Hause“. Nach dem Essen (Fleischküchle mit Reis) habe ich im Garten einen Kolibri beobachtet. Später gings dann wie immer wieder in die Praxis. An diesem Tag habe ich zum ersten mal einen riesigen Abszess im Mund eines Patienten gesehen. Abends wurde ich wieder von Arja abgeholt. Denn bis Samstag gabs noch viel zu tun. An diesem Abend bereiteten wir den zweiten Teil des Weges (des ersten Tages) vor. Dazu mussten wir einen selbstgeschriebenen Text in ein Zahlenschlüssel umschreiben und auseinanderschneiden. Die „Geheimschriftstücke“ wurden dann in WC-Rollen einzeln eingepackt. Insgesamt 50 Textstückchen. Diese dürfen die Caminantes dann auf em Weg am Wochenende entschlüsseln. Auch an diesem Abend wurde es nicht früher und ich übernachtete wieder bei Arja.

Am Mittwoch ging ich also wieder von Arja aus zur Praxis. In der Mittagspause gab es dann ein kleines Motorenproblem mit unserem Auto. Aber zum Glück war nur Wasser im Benzinfilter und wir konnten trotzdem in die Praxis fahren. Nach der Praxis gings wieder Mal zu Barbara. Wir haben die Posten geschrieben, gebastelt, angemalt usw. Und Barbara teilte uns eine Enttäuschung mit. Die Idee mit dem Floß wurde von der Gemeinde nicht bewilligt. Wir mussten uns also jetzt eine Alternative überlegen! Und wir beschlossen anstatt selbst ein Floß zu bauen einfach mit normalen Ruderbooten zu fahren. Immerhin war die Freude der Kinder, die aufs Floß gedurft hätten dann nicht ganz umsonst, denn aufs Wasser würden sie ja dann trotzdem gehen. Und rudern ist für die meisten hier schon ein Erlebnis, dass sehr selten vorkommt. Da wir uns bisher vieles nur auf dem Papier ausgedacht hatten, mussten wir noch so einiges in die Tat umsetzten. Obwohl wir uns sehr anstrengten, schafften wir es auch an diesem Abend nicht alles Fertigzustellen. Auch deshalb, weil wir doch etwas müde waren und ich heute nicht so spät nach Hause wollte, damit ich mal wieder bei den Musters schlafen konnte. Aber obwohl ich ihnen gesagt habe, dass ich komme und sie die Türe nicht abschließen sollen, war abgeschlossen. Im Haus war überall Licht, es war nicht spät und ich habe mehrmals geklopft, aber es hat keiner auf gemacht. Zum Glück hat Arja im Auto gewartet und gesehen, dass ich nicht rein konnte. Also habe ich trotz anderer Planung auch diese Nacht bei Arja verbracht.

Als ich dann am nächsten Morgen in die Praxis kam, klärte sich alles auf. Musters waren nicht im Haus, sondern im Schuppen und haben mich deshalb nicht kommen hören. Mittags habe ich dann einen Hausschlüssel bekommen, damit so etwas nicht Nocheinmahl vorkommt. Am Abend trafen wir uns wiedereinmal bei Barbara um den zweiten Tag vorzubereiten. So langsam wurde alles sehr knapp! Für den zweiten Tag überlegten wir uns eine Schatzsuche. Zuerst sollten die Kinder die verschiedenen Schatzkartenteile suchen (60 Stück) und dann am Ziel die Karte zusammensetzten und den Schatz suchen. An diesem Abend wurde es zum Glück auch nicht all zu spät. Wir waren nämlich alle so ziemlich ausgepowert... Aber da am nächsten Tag eine Fortbildung stattfand, an der Ana teilnahm, und deshalb die Praxis geschlossen war, konnten wir uns diesen freien und gemütlichen Abend gönnen und am Freitagvormittag weiterarbeiten und die allerletzten Vorbereitungen treffen.

Noemi, Maike und ich setzten uns also am Freitagvormittag zusammen und bastelten noch alles fertig, was eben noch fertig zu machen war. Es war noch mehr, als gedacht, aber wir haben alles gut geschafft. Da ich am Tag vorher mit Arja abgesprochen hatte, dass wir (mal wieder) einen großen Obstsalat mit etwas Polenta zum Mittagessen machen, habe ich schon mal angefangen Obst zu schneiden und zu kochen. Als Arja dann aus der Salita kam war alles fertig und wir ließen es uns ordentlich schmecken! Da der Nachmittag frei war, hatte ich Zeit mit Noemi, Daniele und Siryl auszureiten. War echt schön! Anschließend mussten wir noch schnell die Strecke abfahren, die die Wanderer beim Raid laufen sollten, damit Arja wusste, wo sie welchen Posetn verstecken muss. Die Zeit für die Vorbereitungen hat zwar grade so gereicht, aber wir alle hätten lieber noch ein paar Tage mehr gehabt.

Und dann am nächsten Morgen kam die große „Überraschung“. Wir standen schon sehr früh auf, um ja nichts zu vergessen und genug Zeit zu haben. Aber womit wir nicht gerechnet hatten, war das Wetter, dass sich hier wahnsinnig schnell ändern kann. Und obwohl die ganze letzte Woche schönes Wetter und Sonnenschein war, wie auch am Tag vorher, schüttete es jetzt aus Kübeln. Kaum waren wir wach, rief Barbara bei Arja an und teilte uns mit, dass der Raid an diesem Wochenende buchstäblich ins Wasser fällt. Ich fand es zuerst schade, aber letztendlich war es gut, dass es an diesem Wochenende nicht geklappt hat. Denn es gab noch viele Ideen, die wir hinzufügen könnten. Und schließlich gab es ja noch das nächste Wochenende, auf das der Raid jetzt verschoben wurde.

Den Samstag verbrachten wir also gaaanz gemütlich. Wir schließen uns endlich mal wieder so richtig aus, knüpften Armbänder, backten Chipas (ein typisches Gebäck aus Manjockstärke, Butter, Salz und Käse) und aßen zum Abendessen gemütlich Bratkartoffeln. So ging der Samstag etwas gemütlicher zu, als geplant. Aber uns tat das allen gut, denn wir waren ziemlich platt, nach der Woche voller Vorbereitungen.

Auch am Sonntag gings eher ruhig zu. Zum Mittagessen wurden wir zu Hildi (eine Fußmasseurin und Freundin von Arja), Röbbi und deren behinderter Tochter Briggi zum Asado eingeladen. Anschließend machten wir einen schönen Spaziergang. Wir besuchten Familie Schweri, die einen Teich im Garten haben, in dem ein Aligator lebt. Und tatsächlich haben er sich uns auch gezeigt, nachdem wir mit allen Mitteln versucht haben ihn aus dem Wasser zu locken. Briggi hat sogar gesungen und gejodelt.... Inzwischen war auch wieder besseres Wetter und die Sonne zeigte sich ab und zu.

So ging also meine sechste Woche hier am anderen Ende der Welt im Urwald zu Ende.

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