Montag, 29. September 2008

Meine Wochenenden...

Juhu... ich hab endlich mal wieder einen freien Abend, den ich jetzt dazu verwende euch auf dem Laufenden zu halten. Damits nicht ganz so durcheinander wird, fang ich mal von vorne an. Wie ein normaler Tag so abläuft wisst ihr ja schon, aber dann gibt es ja noch diese Wochenenden...

Am meinem ersten Wochenende hier in Ruiz de Montoya gings noch so einigermaßen ruhig zu. Am Samstag konnte ich so richtig lange und gut ausschlafen. Nachdem ich dann endlich wach geworden bin, hab ich einen Spaziergang um unser Haus gemacht und die Gegend ein kleines bissle erkundet. Da wir schon fast nicht mehr im Dorf wohnen, hab ich allerdings außer grün nicht so viel gesehen. Dann gabs auch schon Mittagessen bei der Hilda. Hilda ist die Mutter von Harro und logischerweise die Oma von Patrick. Sie wohnt in ihrem eigenen Haus mit auf der Chacra von Ana und Harro. Zum Essen gabs einen richtig leckeren Eintopf mit Reis, Gemüse und selbst geschlachtetem Hahn. Die zwei Nichten von Ana haben auch mit gegessen. Sie sind unter der Woche hier in RdM im Internat und kommen am WE immer zur Hilda. Dann nach dem Essen kam Arja mich abholen. Auf der Fahrt zu ihrem Häusle, auf der Chacra von Mariana, habe ich RdM zum ersten Mal ganz gesehen. Arja wohnt nämlich am anderen Ende des Dorfes. Um halb drei gings dann auch schon gleich weiter mit Programm. Wie jeden Samstag kommen um diese Uhrzeit die Scouts, die argentinischen Pfadfinder hierher. Es wurden Wurfgeschosse gebastelt und Stationenspiele gemacht. Und da die Barbara jede Hilfe gerne annimmt, haben Arja und ich und Bea und Noemi, zwei Mädels aus der Schweiz, ihr bei den Stationen geholfen und Punkte vergeben. Die beiden Mädles sind etwas älter als ich und total nett. Nachmittags sind wir noch schnell in den einzigen „Supermarkt“, wenn man diesen Miniladen so nennen kann, hier im Dorf gefahren, um etwas einzukaufen. Am Abend wurde ein Chor-Konzert veranstaltet, bei dem 8 Chöre aus der Umgebung aufgetreten sind. Da jeder Chor nicht nur ein Stück präsentiert hat, wurde die Nacht sehr lang. Aber trotzdem schön.

Das kleine Problem dabei war nur, dass wir am nächsten Morgen bereits um 5.00 Uhr an der Tankstelle im Dorf sein mussten. Am Sonntag war nämlich „Frauentag“ von der Kirche aus. Und wie jedes Jahr wird an diesem Tag für alle weiblichen, menschlichen Wesen aus ganz Misiones ein Programm gestaltet. Und da das Programm 400 km weit entfernt war, mussten wir, um rechtzeitig dort zu sein, etwas früher aufstehen und mit einem uralten Klapperbus mehrere Stunden dorthin fahren. Wäre der Bus nicht ganz so alt und klapprig gewesen, hätte man vielleicht schlafen können, aber der Bus war leider seeehr alt und auch sehr klapprig. In Andresito angekommen, gabs eine Kleinigkeit zum Essen und eine Menge Programm, das bis abends ging. Am Ende gings mit dem selben Bus wieder zurück nach RdM und ich bin, sobald ich wieder bei meiner Family zu Hause war, ziemlich todmüde in mein Bett gefallen.

Am folgenden Wochenende war nicht viel weniger los. Am Freitag abend hat Arja mich wieder in der Praxis abgeholt. Diesmal sind wir aber nicht direkt zu ihr, sondern erst zu Hildi. Auch eine Schweizerin, die Massagen macht und eine behinderte Tochter hat. Bei ihr waren wir den ganzen Abend und haben erzählt, geschwätzt, gevespert und die Briggi (die Tochter) hat eine Tanzshow für uns gemacht. Mit Bauchtanz... Da sie sehr gut gebaut ist, könnt ihr euch ja vorstellen, wie wir an diesem Abend gelacht haben.

Am Samstag gings dann vormittags etwas ruhiger zu. Wir haben einen längeren Sonnen-Spaziergang rund ums Dorf gemacht und anschließend gemütlich Mittaggegessen. Dann um 14.30 Uhr waren die Scouts wieder da. Diese Woche allerdings die ältere Gruppe. Mit ihnen sind wir in den Wald gegangen und haben neben ihrem Haus (selbstgebaut!), angefangen einen Herd und ein Plumpsklo zu bauen. Dazu mussten wir riesige Baumstämme durch den Wald und über einen Fluss transportieren. Und wer wurde natürlich nass? Richtig... Arja und ich. J Fertig geworden sind wir an diesem Tag natürlich nicht, aber Spaß hats gemacht. Und es gibt ja noch viele Wochenenden, an denen man dort weiter werkeln kann. Am Nachmittag hab ich dann eine Fußmassage von Arja bekommen und wir haben noch die berühmte „Crema Magica“ für die Salita, die medizinische Station, in der Arja mit Mariana zusammen arbeitet, hergestellt. Später bin ich wieder zu meine Family gegangen. Am Sonntag hatte nämlich Anas Nichte in Paraguay Geburtstag und da durften wir natürlich nicht fehlen. Wir fuhren also morgens los und waren dann pünktlich zum Mittagessen dort. Es gab Asado (Gegrilltes Hühner-, Schweine- und Rindfleisch und argentinischen Würstchen) mit einer Art Polenta, Brot, Manjock, Salaten, Wein, Bier und anderen Getränken. Ein Festessen also. Die Krönung war der Nachtisch. Eine selbstgebackene Geburtstagstorte! So eine hab ich noch nie gesehen und geschweige denn gegessen. Sehr lecker! Weil Anas Eltern auch in Paraguay wohnen, haben wir noch einen Ausflug zu ihnen gemacht. Sie haben ein Haus auf dem Land.

Ihre Mutter ist gesund und munter, aber ihrem Vater geht es gar nicht gut. Er liegt nur noch im Bett, kann nicht reden und hören und sich auch nicht mehr bewegen. Manchmal macht er noch die Augen auf, aber selten. Ein trauriger Anblick. Am Abend gings dann zurück nach Hause. Und da die meisten Straßen nicht geteert sind, sondern einfach nur Schotterpisten, hatte ich als wir endlich ankamen ziemliches Kopfweh. Trotzdem wars ein schöner Ausflug. Auf dem Weg sind wir sogar noch durch die „Hauptstadt“ von Misiones gefahren. Posadas. Alles wichtige wird dort erledigt. Und große, besondere Einkäufe werden auch dort gemacht, weil es in den kleineren Städten bzw. Dörfern kaum andere Geschäfte außer „Supermärkten“, besser Tante-Emma-Läden, gibt. Das war dann also auch schon mein zweites Wochenende in RdM.

Das dritte Wochenende war etwas durcheinander. Eigentlich sollte am Freitag morgen die Maike, eine Volontärin aus Deutschland, in Capiovi am Busbahnhof ankommen. Sie kommt für ein Jahr hier her und hilft Arja in der Kräuterküche, Mariana im Garten und Barbara mit der Kinderarbeit. Jedenfalls hat Arja am Freitag morgen umsonst drei Stunden in eisiger Kälte auf Maike gewartet. Sie kam nicht. Arja holte mich am Abend wieder aus der Praxis ab. Wir sind zu Barbara gefahren und haben dort Abend gegessen. Frisch gebackenes Brot mit Käse, selbstgemachtes Birchermüsli und natürlich Dulce de Leche. Anschließend haben wir noch bis spät in die Nacht verschiedenste Spiele gemacht. Irgendwann an diesem Abend bekamen wir dann auch eine Nachricht aus Buenos Aires, dass Maike erst am Samstag morgen in Capiovi ankommt und dass die geplante Ankunft für Freitag ein Fehler gewesen sei. Also machten wir uns am Samstag morgen auf den Weg nach Capiovi um sie abzuholen. Doch Maike war auch nach vier Stunden noch weit und breit nirgends zu sehen. Wir haben währenddessen Einkäufe erledigt und sind immer wieder zum Busbahnhof, um zu sehen, ob sie inzwischen angekommen war. Aber sie kam nicht. Also fuhren wir ohne Maike wieder zurück nach RdM. Dann haben Arja und ich Mittagessen gemacht. Pfannkuchen mit Obstsalat. Soviel wie an diesem Mittag hatte ich schon lange nicht mehr gegessen. J Da es begann zu regnen, fanden die Scouts heute bei Barbara statt. Wir haben zusammen Muttertagsgeschenke gebastelt, da in Argentinien am 16.09. Muttertag ist. Als die Scouts schon gegangen waren, haben wir noch zusammen Truco gelernt. Das bekannteste argentinische Kartenspiel, dass man auf jeden Fall gelernt haben muss. Dazu haben wir selbstgebackene Windbeutel gegessen, die uns ein Nachbar vorbei gebracht hat. Auch an diesem Abend bekamen wir wieder ein Anruf aus BA. Dieses mal wäre die Ankunftszeit richtig gewesen. Aber wegen eines Streiks in BA, haben die meisten Volontäre ihren Bus nicht rechtzeitig erreicht. So auch Maike. Aber den nächsten Bus an diesem Abend habe sie erwischt und jetzt würde sie entgültig am Sonntag um 9.30 Uhr ankommen.

Arja und ich fuhren also am Sonntag zum dritten Mal (aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei...) nach Capiovi zum Busbahnhof. Und tatsächlich... Maike kam an. Wir fuhren also wieder nach Hause. Um ihr die riesige Chacra von Mariana zu zeigen, haben wir (Arja, Noemi, Maike, Syrill (ein Sohn von Mariana), Daniele (eine junge Schweizerin, die auch heute angekommen war, um für einige Zeit die Pferde hier auf der Chacra zu versorgen) und ich einen zwei Sündigen Spaziergang durch Wald und Felder gemacht. Anschließend gabs eine Suppe zum Mittagessen. Dann mittags gings noch nach Oro Verde, eine Freundin von Arja und Barbara besuchen, die dort ziemlich abseits von allem wohnt. Dort haben wir den Nachmittag verbracht mit schwätzen, Mate trinken, frisch geschlüpfte Küken versorgen und Apepu (Wild-Grapefruit) zu Marmelade und kandierten Früchten verarbeiten. Auf dem Heimweg wurde ich dann bei „meiner“ Familie abgesetzt. Dort erwartete mich eine Überraschung. Wir haben ein gerade vier Wochen altes Hundebaby bekommen. Ein Rottweilerschäferhund-Mischling. Echt niedlich und noch so klein... Ich hab also wieder einmal viel erlebt an diesem Wochenende.

Letztes Wochenende war auch wieder so einiges geplant. Dieses Mal bin ich nicht zu Arja gegangen, weil ich mit der Familie zusammen so einiges vor hatte. Am Samstag früh gings los nach Obera. Dort ist jedes Jahr um diese Zeit eine Woche lang ein Immigrantenfest. Das „Fiesta internacional de Imigrantes“. Obera ist ein kleines Dorf, in dem verschiedenste Nationen aus der ganzen Welt ihre „Häuser“ gebaut haben. Es gibt ein schweizer, ein deutsches, ein polnisches, ein nordisches, ein russisches, ein japanisches, ein paraguayisches, ein italienisches, ein spanisches und natürlich ein argentinisches Haus. Vielleicht waren es auch noch mehr... Jedenfalls gibt’s in jedem Haus typisches Essen aus dem jeweiligen Land und die Einrichtung der Häuser ist auch typisch. Wir haben im japanischen Haus zu Mittag gegessen. Es gab leckeren Reis mit Gemüse und wer wollte, hat Ente und gedünsteten Bambus dazu bekommen. Dann haben wir zusammen das Museum dort angeschaut. Dort gabs alles zu sehen, was die ersten Einwanderer, woher auch immer, mitgebracht haben. Und wer hätts gedacht, es waren zwei große Reisekoffer bzw. Kisten ausgestellt, die vor etlichen Jahren mit der Familie Fischer zusammen aus Stuttgart in Argentinien, Obera, angekommen sind. Ansonsten gabs alte Bügeleisen, Fleischwölfe, Gartengeräte und viele Bilder. Zum Kaffee trinken und Kuchen essen gings natürlich ins schweizer Haus. Ich kam mir dort zwar eher vor wie auf m Wasen, als wie in der Schweiz, aber der Kuchen war gut. J Das deutsche Haus haben wir natürlich auch genauestens untersucht. Ich würde es eher bayrisches Haus nennen, aber da Bayern ja für viele auch zu Deutschland gehört *g*, ist die Bezeichnung als „deutsches Haus“ nicht so ganz falsch gewesen. J Natürlich findet man hier Sprüche wie: Lieber Bier im Bauch, als Wasser im Kopf! Später haben wir noch deutsche Volkstänze angeschaut, die von den Nachfahren der Einwanderer vorgeführt wurden. Und dann haben wir, zum Leid der Geldbeutel meiner Familie, noch eine Halle entdeckt, in der es verschiedenstes Zeug, was meistens nichts mit dem Immigrantenfest zu tun hatte, zu kaufen gab. Und wie die Argentinier eben so sind kauft man alles, was „schön“ (kitschig!) ist oder gut schmeckt. Voll bepackt sind wir dann als es schon dunkel war zurück zum Auto gelaufen und fuhren nach Hause.

Am Sonntag wurde Harros Geburtstag, der einige Tage zuvor war, nachgefeiert. Das Fest fand auf einem nahegelegenen Campingplatz statt und wie bei allen festen gab es Asado und anschließend Geburtstagstorte. Alles in allem wieder seehr lecker. Inzwischen hab ich mich auch schon an das viele Rindfleisch gewöhnt, das hier natürlich ein Stück besser schmeckt, als in Deutschland. Muss ich jetzt leider sagen, weils tatsächlich so ist! An diesem Tag war sehr schönes Wetter und ich hab eine Familie kennen gelernt, die vor ca. einem Jahr aus Böblingen hierher ausgewandert sind. Die Frau ist argentinischer Abstammung, ist aber in Deutschland aufgewachsen. Und jetzt nach vielen Besuchen in ihrem eigentlichen Heimatland haben sie sich entschlossen, mit ihrer kleinen Tochter Karolina, die bei Patrick in der Klasse ist, wieder hier her „zurück“ zu kommen. Und so hat sich dann auch mein letztes Wochenende dem Ende zu geneigt.

Diese Woche war so einiges los... aber das könnt ihr dann nächstes Mal lesen. ;)

Mir geht’s hier jedenfalls, wie bisher auch, gut. Ich bin gesund und hab immer was zu tun. Ich hab in den Wochen jetzt schon so viel erlebt, dass ich euch lange nicht alles erzählen kann. Aber das wichtigste versuche ich euch doch zu schreiben. Geht’s euch allen gut soweit? Und was gibt’s neues aus Stuttgart oder überhaupt Europa?

Ganz liebe Grüße aus Argentinien!

Eure Hanna

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

halliihallloo,

bei uns in stuttgart ist alles gut so weit...
ich habe mich sehr gefreut das du mal wieder was geschrieben hasch.. machsch ja sonst nich so oft...

ich freu mich das es dir gut geht..
ganz viele, leibe grüße
pauline

Jana J hat gesagt…

Hei Hanna,
des hört sich ja alles voll spannend an! du triffsch so viele leute... UNGLAUBLICH! :D
wir fahren morgen bis zum sonntag in die berge - angeblich solls da scho schneien xD da bin ich echt mal gespannt...

liebe grüße ans andere ende der welt! :)