Sonntag, 7. September 2008

Endlich komm ich mal wieder dazu, euch allen zu schreiben, was hier in Argentinien, Ruiz de Montoya, im Übrigen wirklich am Arsch der Welt(!), so los ist. J

Wir sind hier mitten in der Natur. Wahnsinnig schön ist es!

Ich schildere euch einfach mal mein Tagesablauf. Von wegen Urlaub und so...

Also, morgens um 6.10 Uhr klingelt mein Wecker. Draußen ist es noch dunkel und kalt. Oft auch neblig.

Aber manchmal kann man auch wunderschöne Sonnenaufgänge beobachten!

Nach dem Aufstehen gehts erst mal kurz ins Bad. Da wir zu viert sind und es nur ein Bad gibt, muss alles ziemlich schell gehen.

Dann gibts Frühstück. Da es hier nur Weißbrot zu kaufen gibt, essen wir also jeden Morgen Weißbrot-Brötchen. Schmecken n bisschen wie n Schwamm oder so. Aber mit viel Dulce de Leche, eine argentinische Spezialität, die sehr lecker ist, und dazu ein Kaffe oder Tee kann man das Brot essen. Dulce de Leche ist ein Brotaufstrich, der aus Milch und Zucker gemacht wird. So ne Art Karamell.

Dann um Punkt 7.00 Uhr gehen alle aus m Haus. Harro, der Mann im Haus, arbeitet den Tag über mit einigen Angestellten auf Hof, Feldern und im Wald. Anna, seine Frau und Zahnärztin, Patrick, ihr Sohn, 9 Jahre, und ich fahren, da wir etwas außerhalb des Dorfes wohnen ins Dorf. Patrick wird an der Bushaltestelle ausgeladen und geht dann zur Schule in Capiovi. Die nächst größere „Stadt“. Anna und ich fahren weiter in die Praxis und bereiten alles für die Patienten vor. Die Praxis ist klein und familiär, aber es gibt sehr viel zu tun. Um 7.30 Uhr kommen die ersten Patienten. Behandelt wird alles. Egal ob man einen Milchzahn ziehen muss, eine Wurzelbehandlung machen, eine Krone einsetzen oder auswechseln, eine Zahnreinigung machen, kariesbefallene Zähne ausbohren und füllen, Prothesen machen oder anpassen Zähne oder Wurzelreste ziehen bzw. rausoperieren usw. Es wird gemacht, was gemacht werden muss. Und das alles sehr ordentlich und sorgfältig auf diesem Stuhl.

Um 12.00 Uhr kommt der kleine von der Schule zurück. Er kommt zu uns in die Praxis und dann fahren wir zusammen nach Hause zum Mittagessen. Und weil wir in Argentinien sind, gibts jeden Tag Rindfleisch. Mal als Schnitzel, mal als Steak, mal in der Suppe, als Gulasch oder im Eintopf. Das Fleisch kommt alles von den eigenen Rindern. Wir haben ca. 80 Stück. Und jeden Monat werden welche zum Schlachter gebracht. Zwei Tage später bekommen wir dann 50 kg Frischfleisch, das noch geschnitten und eingefroren werden muss. Dabei helfen logischer Weise alle mit.

Nach dem Mittagessen macht der kleine mit Ana seine Hausaufgaben und ich lerne Spanischvokabeln. Ana und Harro sprechen deutsch mit mir und der kleine und alle Anderen spanisch. Ich verstehe schon viel und rede mittlerweile auch schon mehr als am Anfang.

Wenn dann also alle Aufgaben erledigt sind gehts entweder Siesta machen, oder bei schönem Wetter mit Patrick Haus und Hof unsicher machen.

Um 15.30 Uhr gehts wieder los in die Praxis, denn um 16.0 Uhr kommen die nächsten Patienten. Mittags kommen oft kleine Kinder, weil sie morgens in der Schule sind. Sie kommen meist nicht gern, da Argentinier allgemein seeehr wenig Mundpflege betreiben. Dass es so was wie ne Zahnbürste gibt, wissen viele nicht. Und wie man sie richtig benutzt, davon will ich gar nicht erst anfangen. Jedenfalls haben die kleinen Kinder schon wahnsinnig viel Karies. Mindestens die Hälfte der Zähne ist schon ausgebohrt worden und wieder mit Kunststoff gefüllt. Bei den Erwachsenen sieht es nicht anders aus. Hier ist es „normal“ mit 30 Jahren eine Prothese zu haben und vielleicht noch fünf bis zehn eigene Zähne.

Die Praxis ist bis 20.00 Uhr geöffnet, aber es kommt nicht selten vor, dass wir erst um 21.00 Uhr wieder zu Hause sind. Dort wird eine schnelle Verschnaufpause eingelegt und dann gibts noch Abendbrot. Für die Familie das gleiche Brot wie zum Frühstück, für mich Schwarzbrot. Das Brot backt Barbara. Eine der vielen Schweizerinnen, die hier ihr zu Hause gefunden hat. Sie macht auch das Dulce de Leche und Joghurt, Milch usw. Alles sehr lecker. Sie beliefert alle, die Weißbrot nicht mehr sehen können und nach Harro „Vogelfutter“ lieber mögen.

Nach dem Abendessen wird noch etwas geredet oder ein Film geschaut. Es gibt nämlich einen Fernseher, aber keine Sender sondern nur Videos oder DVDs. Wenn ich allerdings Pech habe schauen wir eine der vielen „Volksmusik DVDs“ an. Kastellruder-Spatzen usw. Ich kanns nicht mehr hören! Na ja... und dann gehts meistens so um 23.00 Uhr nach einem anstrengenden Tag ins Bett.

Am Wochenende gibts dann Mal etwas Abwechslung. Aber dazu nächstes mal. J

Die Familie, bei der ich also jetzt ne weile lebe ist sehr nett und freundlich. Abends gehts lustig zu und alle haben immer ne Menge zu erzählen. Sei es vom Arbeitstag, von früher in der Schweiz, Klatsch und Tratsch aus m Dorf oder alte Geschichten. Es gibt für alle ne Menge zu lachen! Auf dem Bild sehen vielleicht alle etwas ernst aus, aber ich hab im Moment noch nicht so viele Bilder. J

Ich hab leider im Moment noch kein Handy, das in Ruiz de Montoya funktioniert, aber vielleicht schon bald...

Ansonsten kann ich mich eben nur aus Puerto Rico melden. Dort hab ich Netz und da gibts auch Internet. Aber ich bin bis jetzt erst einmal dort gewesen. Und das Internet ist sooooo lahm, dass ich in zwei Stunden gerade mal mein Mails gelesen hab. Und bis jetzt waren wir leider nicht noch mal dort. Aber hoffentlich bald wieder...

Alles in Allem bin ich gesund und munter. Natürlich vermiss ich euch , aber mir gehts hier gut. Und mit der Family hab ich echt Glück!

Gaaanz liebe Grüße!!! Auch von der Family!

Die Banane aus Argentinien ;)

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Hanna Banana,
deine deutsche Familie ist nun auch wieder in Stuttgart angekommen. Wir haben sehr interessiert deinen neuen Bericht gelesen. Leider wurden die Bilder nicht angezeigt! Wir freuen uns, dass bei euch alles klappt und das es dir gut geht. Wir rufen dich an!
Ganz liebe grüße aus Stuttgart!

Jana J hat gesagt…

also hanna, des hört sich echt spannend an... hören die dann auch florian silbereisen? :D soll ich dir mal ne cd schicken? :P


letzten freitag war ich mit mathias auch beim zahnarzt... hier kümmern sich die leute aber glaub mehr um ihre zähne *g*


und "sturm der liebe" kann ich auch anschaun - s gibt ja zum glück internet *hehe*

liebe grüße vom andern ende der welt *knuddl*

Anonym hat gesagt…

Hallo Hanna,
das hört sich ja nach schwerer Arbeit in der Pampa an :-) Freut uns, dass du so eine nette Familie erwischt hast, da ist das Heimweh sicher besser zu ertragen.. Bei uns geht es auch drunter und drüber wie immer, wir machen uns jetzt wieder an die Geburtstagsplanungen, damit wir unsere Feierlawine gut überstehen ;-) Leider kannst du ja dieses mal zum Family-Kaffee nicht da sein, schaaaade!
Wir wünschen dir weiterhin viel Spaß, interesante Zahnarzterfahrungen und viele neue Vokabeln :-))

Liebe Grüße von den Weilheimern!
Nicole